06.03.2023

Den Wandel der Automobilzulieferindustrie gemeinsam gestalten: Die Zukunftswerkstatt Automotive Metropolregion Nürnberg 2023

 

Wie gelingt es den Automobilzulieferern in der Metropolregion, die Herausforderungen der Mobilitätswende zu meistern und sich wettbewerbsfähig aufzustellen? Diese Frage steht im Fokus der ersten Zukunftswerkstatt Automotive Metropolregion Nürnberg am 29. März 2023 von 11 bis 17 Uhr in Nürnberg. Die erste von drei Großveranstaltungen des Projekts transform_EMN bietet AkteurInnen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik eine Plattform, um Herausforderungen und Chancen der automobilen Transformation zu diskutieren, Lösungsansätze auszutauschen und sich zu vernetzen.

Nicht erst das jüngst beschlossene Aus des Verbrennungsmotors bis 2035 in der EU macht deutlich, dass sich die Automobil- und damit auch die Automobilzulieferindustrie in einem fundamentalen Wandel befindet. Mit 100.000 Beschäftigten in einigen Groß- und rund 500 kleinen und mittleren Zulieferbetrieben ist die Automotive-Branche eine Schlüsselindustrie in der Metropolregion Nürnberg. Das Projekt transform_EMN nimmt insbesondere die Zukunft der kleinen und mittleren Unternehmen in den Blick. Ziel ist es, ein regionales Transformationsnetzwerk aufzubauen, das die Unternehmen dabei unterstützt, sich in der Mobilitätswende wettbewerbsfähig aufzustellen: indem neue Geschäftsideen entwickelt werden, der Technologie- und Wissenstransfer in den Bereichen Fahrzeug-Elektrifizierung, Digitalisierung und ressourceneffiziente Produktion gefördert und die Beschäftigung in der Region durch Qualifizierung gesichert wird. Die Zukunftswerkstatt Automotive am 29. März 2023 in Nürnberg ist in diesem Prozess ein wichtiger Baustein. Sie ist nicht nur Branchen- und Netzwerktreffen, sondern teilt erste Ergebnisse der transform_EMN-Teilprojekte mit den AkteurInnen der Transformation aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik und bindet diese in den weiteren Projektverlauf ein.
 

Innovation und Transformation als Kernkompetenz der Region

Dass der Wandel der Automotive-Industrie längst in der Region angekommen ist und die hiesigen Unternehmen Strategien und innovative Technologien entwickelt haben, um ihm zu begegnen, illustrieren zwei Keynotes im Eröffnungsteil ab 11 Uhr: Prof. Dr.-Ing. Tim Hosenfeldt, Leiter Zentrale Technologie der Schaeffler AG in Herzogenaurach, fragt in seiner Keynote „Netzwerk für innovative Technologien in der Metropolregion: Wie kann die Zukunft gemeinsam nachhaltig gestaltet werden?“. Die Keynote „Transformieren bedeutet Zukunft aktiv gestalten“ von Thomas Regnet, Geschäftsführer der Scherdel Innotec Forschungs- und Entwicklungs-GmbH in Marktredwitz, ergänzt die Perspektive eines mittelständisch geprägten, inhabergeführten Familienunternehmens. Im Anschluss an die Keynotes aus der unternehmerischen Praxis fokussiert ein Talk mit Johann Kalb, Landrat des Landkreises Bamberg und Ratsvorsitzender der Europäischen Metropolregion Nürnberg, und Richard Reisinger, Landrat des Landkreises Amberg-Sulzbach, wie sich der Wandel der Zulieferindustrie in den betroffenen Regionen bemerkbar macht und welche Strategien die Politik sieht, um den Wandel gemeinsam zu gestalten und gleichzeitig den Standort zu stärken.

Zukunftsfähig in fünf Transformationsfeldern

Ab 13 Uhr präsentieren die Projektpartner von transform_EMN verschiedene Perspektiven auf die Automotive-Transformation in fünf interaktiven Sessions: von der Ausarbeitung einer „Transformationsstrategie für die Metropolregion Nürnberg“ (IHK Nürnberg für Mittelfranken) über „Nachhaltige und digitale Produktion“ (Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) bis zur Frage, wie „Gute Arbeit in der Metropolregion“ bei allen Beschäftigungschancen und -risiken der Automotive-Transformation gewährleistet werden kann (IMU Institut GmbH). In der zweiten Session-Phase ab 14:30 Uhr stellt das Fraunhofer-Institut für Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie IISB die „Innovationsplattform Fahrzeugelektrifizierung“ vor und Medical Valley EMN e.V. zeigt Möglichkeiten der „Diversifikation für Zulieferer: Chancen in der Medizintechnik“ auf. Anschließend bietet das Get-together im Alten Rathaus Gelegenheit zum Austausch und Netzwerken.

Der Input der Session-TeilnehmerInnen, ihre spezifischen Erfahrungen und Problemstellungen werden im Nachgang zur Zukunftswerkstatt 2023 für die Ausgestaltung weiterer Vernetzungsangebote genutzt. Des Weiteren entwickeln die Projektpartner Angebote zum Wissens- und Technologietransfer, zur Qualifizierung sowie ein regionales Branchenzielbild.

Verantwortet wird das Projekt transform_EMN von der Geschäftsstelle der Europäischen Metropolregion Nürnberg und der Wirtschaftsförderung Nürnberg in Zusammenarbeit mit der IHK Nürnberg für Mittelfranken, dem FAU-Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik (FAPS), dem Fraunhofer IISB und der gewerkschaftsnahen IMU Institut GmbH. Gefördert wird das Projekt über drei Jahre vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK).

Die Teilnahme an der Zukunftswerkstatt ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist bis Montag, 20. März möglich. Das Rahmenprogramm der Zukunftswerkstatt und die interaktiven Sessions finden im Nürnberger Rathaus, im Haus der Wirtschaft (IHK) und im Innovationslabor JOSEPHS statt und sind fußläufig erreichbar. Weitere Informationen zu transform_EMN, das Programm der Zukunftswerkstatt 2023 und die Anmeldung finden sich unter www.transform-emn.de.

„Die Automotive-Industrie ist in der Metropolregion Nürnberg von enormer Bedeutung. Mit insgesamt 100.000 Beschäftigten plus weiteren 60.000 im Maschinenbau haben wir mehr Fachleute in dieser Branche als Wolfsburg. transform_EMN ist daher eines der großen Zukunftsprojekte der Metropolregion. Mit dieser ersten Zukunftswerkstatt Automotive gehen wir die anstehende Mobilitätswende entschlossen an.“

Johann Kalb, Ratsvorsitzender der Europäischen Metropolregion Nürnberg und Landrat des Landkreises Bamberg

 

"Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind Treiber für die Transformation der Automobilzulieferbranche. Hinzu kommen akute Probleme mit hohen Energiekosten, fragilen Lieferketten und Fachkräftemangel. Mit dem Projekt transform_EMN geben wir Impulse für kleine und mittlere Unternehmen. Wir wollen technologisch weiterhin an der Spitze bleiben, um Wertschöpfung und Beschäftigung in der Metropolregion zu sichern. Die Zukunftswerkstatt Automotive ist das Leitevent, um alle Akteure zusammen zu bringen und für das Projekt zu begeistern."

Dr. Michael Fraas, Geschäftsführer des Forums Wirtschaft und Infrastruktur der Metropolregion Nürnberg und Wirtschafts- und Wissenschaftsreferent der Stadt Nürnberg

 

„Nachdem die Fertigung zunächst auf niedrige Kosten getrimmt, danach die Bedeutung der Qualität erkannt und zuletzt die Flexibilität erhöht wurde, ist zudem die Verbesserung der Nach-haltigkeit ultimative Zielsetzung. Dazu müssen wir die Umweltaus-wirkung aller Produktionspro-zesse über die gesamte Lieferkette transparent machen sowie den Material- und Energieeinsatz minimieren. Die Digitalisierung birgt immenses Potential, die Abläufe in Echtzeit zu überwachen und effizient zu regeln. Transform_EMN unterstützt die Zulieferindustrie der Region auf dem Weg zu einer CO2-freien Produktion.“

Prof. Dr.-Ing. Jörg Franke, Leiter des FAU-Lehrstuhls für Fertigungsautomatisierung und Pro-duktionssystematik (FAPS)

 

„Technologische Weiterentwicklung und Qualifizierung stellen bei der Mobilitätswende gerade für KMU eine große Herausforderung dar. Deshalb schaffen wir die Innovationsplattform Fahrzeu-gelektrifizierung, welche als offenes Netzwerk Informationen zu aktuellen Technologietrends bietet, den Austausch zwischen Forschung und Unternehmen anregt und gemeinsame Maß-nahmen ableitet. Werden Sie Teil dieses Netzwerks und nutzen Sie die Möglichkeit, die Zukunft aktiv mitzugestalten.“

Prof. Dr. Martin März, Wissenschaftlicher Direktor Leistungselektronische Systeme des Fraun-hofer-Instituts für Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie IISB

 

„Wir stehen vor einem großen Strukturwandel, der Chancen und Risiken birgt. Risiken, wie eine starke regionale Abhängigkeit vom Verbrennungsmotor, der aus rund 1.400 Teilen besteht, wäh-rend für einen E-Motor nur noch 200 Teile benötigt werden. E-Mobilität und Wasserstoff bieten aber auch Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten für deutsche Automobilzulieferer. Dabei sind jedoch auch die Arbeitgeber gefordert, vorhandene Kompetenzen in der Belegschaft zu analysieren und zu nutzen.“

Martin Feder, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Bamberg

 

„Die Herausforderungen für die Automobil-Zulieferbranche sind enorm. Zahlreiche Anpassungs- und Innovationsaufgaben sind auch in der EMN zu bewältigen. Als innovationsstarke Region verfügen wir über gute Voraussetzungen, die Chancen in den Zukunftsfeldern zu nutzen. Unsere IHK koordiniert im Projekt die Erarbeitung eines Leitbildes der regionalen Automotive-Branche und bietet den Unternehmen einen Transformations-Kompass, der als ‚Readiness-Check‘ Fortschritte im automobilen Wandel misst und Handlungshilfen ableitet. Im engen Kontakt mit Wirtschaft und Wissenschaft befördern wir die fachliche Vernetzung sowie den Wissens- und Technologietransfer. Ein im Aufbau befindlicher Kompetenz-Atlas will die Akteure in der Region bei Orientierung und Markttransparenz unterstützen.“

Dr. Robert Schmidt, Leiter des Geschäftsbereichs Innovation | Umwelt, IHK Nürnberg für Mittelfranken

 

„Wir müssen den Wandel mit Beteiligung aus Wissenschaft, Politik, Kammern, Gewerkschaften und Arbeitgebern gemeinsam gestalten und dabei die Beschäftigten mitnehmen. Chancen müssen genutzt und zukunftsfähige Qualifikation gefördert werden, um gute Arbeitsplätze in der Region zu sichern.“

Stephan Doll, Fachlicher Sprecher des Forums Wirtschaft und Infrastruktur, Geschäftsführer des Deutschen Gewerkschaftsbundes der Region Mittelfranken

 

„Neben der Automobilwirtschaft zeichnet die Region auch eine Vorreiterstellung in der Medizintechnik, einer stark wachsenden Branche, aus. Schon heute gibt es in der Europäischen Metropolregion sowohl bei KMU als auch bei großen Konzernen viele Beispiele für Diversifizierungen. Der transdisziplinäre Austausch von Automotive und Healthcare und somit die Integration von Medizinprodukten und Gesundheitsdienstleistungen in das „Auto der Zukunft” bietet weitere Potenziale.“

Anna Werner, Geschäftsführende Vorständin von Medical Valley EMN e. V.

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