03.04.2025

Perspektiven für die Automotive-Branche: Zukunftswerkstatt Automotive Metropolregion Nürnberg bringt Zulieferer in Coburg zusammen

3. Branchenkonferenz des Projekts transform_EMN

Die schwierige Wirtschaftslage macht auch den Autozulieferern in der Metropolregion Nürnberg zu schaffen. Am 2. April 2025 – am Tag, an dem US-Präsident Donald Trump unter anderem neue Zölle auf Autos und Fahrzeugteile verkündete – traf sich die Branche gemeinsam mit Wissenschaft und Politik zur dritten Zukunftswerkstatt Automotive Metropolregion Nürnberg im Coburger Kongresshaus Rosengarten. Dabei richtete sich der Blick vor allem auf die Zukunft des für die Region so wichtigen Wirtschaftszweigs.

Unter dem Motto „Das Auto schafft Zukunft – Vernetzung und Innovation für globalen Erfolg“ versammelte die Branchenkonferenz Unternehmer:innen, politische Akteure und Wissenschaftsvertreter:innen. Rund 350 Teilnehmer:innen folgten der Einladung ins Kongresshaus Rosengarten in Coburg.

Seit knapp drei Jahren unterstützt das Projekt transform_EMN der Europäischen Metropolregion Nürnberg – gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz – erfolgreich die regionalen Autozulieferer in der Transformation. Wirtschaftsförderer, Kammern und wissenschaftliche Partner arbeiten hier eng mit Beschäftigtenvertretungen zusammen, sprechen besonders kleine und mittlere Unternehmen aktiv mit unterschiedlichsten Formaten an und bieten Informations- und Weiterbildungsangebote für Mitarbeitende aus der Branche an. So ist ein solides regionales Transformationsnetzwerk entstanden. Gut 250 Unternehmen aus der Region sind aktuell ins Netzwerk eingebunden, transform_EMN konnte Kooperationen anstoßen und Impulse für die Erschließung neuer Geschäftsfelder setzen. Die Zukunftswerkstatt Automotive fand im Rahmen des Projekts nun zum dritten Mal statt.

Angesichts der neuen Zoll-Ankündigungen aus den USA sei die Unterstützung der hiesigen Autozulieferer drängender denn je, sagt Prof. Dr. Klaus L. Wübbenhorst, Wirtschaftsvorsitzender der Metropolregion Nürnberg. Autoteile sollen voraussichtlich ab 3. Mai pauschal mit beispiellosen Abgaben in Höhe von 25 Prozent belegt werden. „Das trifft insbesondere unsere kleinen und mittleren Autozulieferer und deren Beschäftigten in der Region hart, deren Kerngeschäft Motoren, Getriebe, Reifen, Stoßdämpfer, Zündkerzen, Bremsschläuche und viele weitere Komponenten sind“.

Impulse aus Forschung und Praxis

Entsprechend standen Zusammenhalt und künftige Wettbewerbsfähigkeit der Branche im Fokus der Zukunftswerkstatt Automotive. In einer gemeinsamen Keynote gaben Tobias Hauk, Kaufmännischer Werkleiter bei der Robert Bosch GmbH in Bamberg, und Alexander Weichsel, Kaufmännischer Werkleiter bei der Robert Bosch GmbH in Nürnberg, Einblick in den Transformationsprozess bei Bosch. „Bei der Fertigung von Komponenten für Verbrennungsmotoren haben wir bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass Wandel erfolgreich funktioniert. Auch jetzt haben wir die Notwendigkeit eines erneuten Wandels frühzeitig erkannt. Basierend auf unserer Innovationskraft und Industrialisierungskompetenz sind wir zuversichtlich, gemeinsam mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Wettbewerbsfähigkeit unserer Standorte zu sichern“, betonte Tobias Hauk. Auch Alexander Weichsel bekräftigte die Bedeutung des anstehenden Wandels: „Die Transformation unserer Werke ist eine große Herausforderung, aber auch eine enorme Chance. Besonders der Metall-3D-Druck zeigt, wie Innovation und neue Technologien unsere industrielle Zukunft sichern können. Doch für eine erfolgreiche Umsetzung müssen wir die Herzen unserer Mitarbeiter gewinnen, politische Rahmenbedingungen schaffen, die Investitionen erleichtern und den Wandel aktiv unterstützen.“

Anschließend warf Prof. Dr. Alexander Schönmann, Technische Hochschule Ingolstadt, Automotive Manufacturing Foresight, in seiner Keynote die spannende Frage auf, ob humanoide Roboter in Zukunft ein interessantes Geschäftsfeld für Autozulieferer sein könnten.

Zielbild „Zukunft transform_EMN 2035“

Die Partner des Projekts transform_EMN boten anschließend interaktive Workshops und Vorträge an. Die IHK Nürnberg für Mittelfranken stellte das regionale Zielbild „Zukunft transform_EMN 2035“ näher vor. Es enthält Handlungsempfehlungen für eine zukunftsfähige Automotive-Industrie in der Region und umfasst im Wesentlichen die vier Dimensionen: „Diversifikation gestalten”, „Innovation, Forschung & Entwicklung intensivieren”, „Digitalisierung vorantreiben” und „Attraktive Arbeitsplätze schaffen”. Regionale Vertreter:innen aus Wirtschaft, Politik, Kammern, Kommunen und Gewerkschaften überreichten das Zielbild symbolisch an Dr. Klaus-Peter Potthast, Abteilungsleiter Grundsatzfragen Wirtschaftspolitik und Industrie, vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, und Xu Zhu, Referent Digitalisierung, Industrie 4.0, vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

Die Erkenntnisse aus dem Automotive-Zielbild fließen auch in das neue „Leitbild für Wachstum und Beschäftigung“ (WaBe) der Metropolregion Nürnberg ein. Dieser „wirtschaftliche Kompass“ definiert die Stärken der Metropolregion Nürnberg in den wirtschaftlichen und technologischen Zukunftsfeldern und gibt die Richtung für langfristige Entwicklungsperspektiven vor.

Eine Zukunftsagentur für die Metropolregion Nürnberg

Um die Vorhaben aus dem Zielbild des Projekts umzusetzen, setzt sich die Metropolregion Nürnberg dafür ein, das Projekt gemeinsam mit kommunalen Wirtschaftsförderungen, Kammern, Gewerkschaften sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen als „Zukunftsagentur“ weiterzuführen. In der angestrebten zweiten Projektphase sollen die entstandenen Kooperationen, auch auf bayerischer Ebene, weiter ausgebaut werden. Peter Reiß, Ratsvorsitzender der Metropolregion Nürnberg und Schwabacher Oberbürgermeister: „Wir brauchen eine Zukunftsperspektive für unsere Automobilzulieferer! Mit der Fortführung des Projekts transform_EMN als Zukunftsagentur für die Metropolregion Nürnberg wollen wir uns dafür einsetzen, unsere gemeinsamen Ziele für die Autozulieferbranche in der Region zu erreichen. Die Zukunftsagentur wird Technologie-Kooperationen anstoßen und Zugang zu weiteren Märkten wie Medizin- und Energietechnik und Neue Materialien ermöglichen. Die hiesigen Unternehmen profitieren dabei vom guten Branchen-Mix in der Region, der Kooperation mit Wirtschaftsförderungen und Kammern sowie der hohen Technologie-Kompetenz und der Wirtschaftsnähe unserer Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Stadt und Land.“

Mit ihren 50 Forschungsinstituten und 21 Hochschulen hat die Region großes Potenzial für die Bewältigung der Transformation. Prof. Dr. Felix Weispfenning, Vizepräsident für Transfer, Nachhaltigkeit, Öffentlichkeitsarbeit und Entrepreneurship der Hochschule Coburg, erläutert: „Die Hochschule Coburg ist bereits lange und eng mit der regionalen Automotive-Branche verzahnt und pflegt intensive Transferaktivitäten. Unsere Studienprogramme orientieren sich an regionalen Bedarfen, Impulse aus der Praxis sind fester Bestandteil der Lehre. Wir setzen zahlreiche Automotive-relevante Forschungsschwerpunkte, etwa in den Bereichen Nachhaltige Mobilitäts- und Energiekonzepte, Sensorik und Analytik sowie in der Informationstechnologie.“ Projekte wie transform_EMN leisteten bei der Vernetzung mit der Wirtschaft erhebliche Unterstützung: „Technologie- und Wissenstransfer werden durch regionale Netzwerke entscheidend gefördert.“ An der Zukunftswerkstatt Automotive beteiligte sich die Hochschule Coburg mit einer Fishbowl-Diskussion, die die Dynamik zwischen Start-ups und Traditionsunternehmen erlebbar machte.

Interaktive Sessions und Vorträge

Das Fraunhofer-Institut für Integrierte Bauelementetechnik IISB zeigte Unternehmen in seiner Session Zugang zu Zukunftstechnologien auf. Das Medizintechnikcluster Medical Valley EMN e.V. nahm das vielversprechende Themengebiet Automotive Health in den Blick. Der Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg stellte Technologien zur kontaktlosen Energieübertragung in E-Fahrzeuge vor. Einen Anstoß zu Diversifizierung gab die IMU Institut GmbH und erläuterte, wie sich gemeinsam mit Betriebsräten neue Geschäftsfelder erschließen lassen. 

Am Nachmittag nahm ein Panel-Talk mit Unternehmensvertretern aus der Metropolregion, moderiert von Dr. Kristin Hecker vom Forschungsinstitut Betriebliche Bildung, das Themenfeld innerbetriebliche Weiterbildung und die wichtige Beschäftigtenperspektive ebenfalls in den Fokus. Nicole Ehrsam, 1. Bevollmächtigte der IG Metall Coburg macht in diesem Zusammenhang deutlich: „Die Region Coburg zeichnet sich durch viele hochqualifizierte Beschäftigte in Betrieben der Metall- und Elektroindustrie, bei Autozulieferern und Maschinenbauern aus. Angesichts der Hiobsbotschaften aus der Branche herrscht bei ihnen große Verunsicherung. Wichtig ist, dass Unternehmen auch in Krisenzeiten zukunftsfähig handeln und Personal an Bord halten können. Gerade kleinere Unternehmen scheitern bei Förderungen und Qualifizierungsmaßnahmen an bürokratischen Hürden. Hier leisten Netzwerke wie transform_EMN wertvolle Unterstützung.“

Fotos: Frank Wunderatsch/Kulturidee

Verantwortet wird das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderte Projekt transform_EMN von der Europäischen Metropolregion Nürnberg und der Wirtschaftsförderung Nürnberg in Zusammenarbeit mit der IHK Nürnberg für Mittelfranken, dem Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, dem Fraunhofer-Institut für Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie IISB und der gewerkschaftsnahen IMU-Institut GmbH. Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter www.transform-emn.de.

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